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Blut im Urin

nach Wettkämpfen oder langen, harten Trainings

DR. MED. MATTEO ROSSETTO

Auf Grund eines ziemlich erschrockenen Kollegen, der nach einem Wettkampf Blut in seinem Stuhlgang vorfand hat mich dieses Thema beschäftigt, da ich ihm keine korrekte Antwort geben konnte. Blut im Urin, das hatte ich schon gehört, aber im Stuhlgang, dazu hatte ich nur Vermutungen. So fand ich diese interessanten Artikel.
Ein Blutverlust im Urin

(Fachausdruck Hämaturie) während und nach Langstreckenläufen, speziell nach einem Marathon, ist ausgesprochen häufig. Der Nachweis von Blut im Urin nach Mittel- und Langstreckenläufen wird in der Literatur mit einer Häufigkeit von 15% bis über 50% angegeben. In den meisten Fällen bleibt der Blutverlust im Urin unbemerkt und ist von blossem Auge nicht sichtbar, sondern wird erst mit einer Untersuchung unter dem Mikroskop erkennbar (sogenannte Mikrohämaturie). Auch nach intensiven Laufeinheiten an bzw. über der anaeroben Schwelle soll innert zwei Stunden nach dem Lauf häufig ein mikroskopisch fassbarer (und bedeutungsloser) Blutverlust im Urin zu beobachten sein. Eine Braunfärbung des Urins kann auch durch den Blutfarbstoff Hämoglobin bzw. den Muskelfarbstoff Myoglobin bedingt sein, aus dem Zertreten von roten Blutkörperchen während des Laufens (Marschhämoglobinurie) bzw. aus mikroskopischen Schäden der belasteten Muskulatur herrührend. Wird eine Rotverfärbung des Urins von blossem Auge sichtbar, sprechen wir von einer Makrohämaturie, was jedoch nicht zwangsläufig mit einem grossen Blutverlust verbunden sein muss. Bereits wenige Bluttropfen reichen aus, um einen Liter Urin sichtbar zu verfärben. In aller Regel sind die Blutverluste im Urin, selbst wenn die Rotfärbung beängstigend aussieht, nicht schmerzhaft und auch nicht mit anderen Befindlichkeitsstörungen verbunden. Das Phänomen ist selbstlimitierend und verschwindet innert 48 bis maximal 72 Stunden spontan. Blutverluste im Urin sind in der Regel zu gering, um allein zu einer Blutarmut (Anämie) zu führen, können aber in Kombination mit anderen Ursachen durchaus zu einer Läuferanämie beitragen.

Die Quellen des Blutverlustes in den Urin sind einerseits die Blasenschleimhaut, andererseits die Niere selbst. Meist entstammt das Blut auch aus beiden Quellen. Als häufigste Blutungsursache gilt der Blutverlust aus mechanischen Schäden der Blasenschleimhaut.

Vor dem Start zu einem Langstreckenlauf sollte man die Blase nicht vollständig entleeren.

Bei leerer oder nur gering gefüllter Blase kommt es beim Laufen zu einem regelmässigen Aufeinander prallen der Blasenvorderwand gegen die Blasenhinterwand und den Blasenboden. Hier finden sich denn auch die häufigsten Schleimhautschäden, welche zur Blutung führen. Bei Lauftrainings über zwei Stunden sowie bei Halbmarathon und Marathonläufen werden auch Blutkörperchen aus den FiIterkapillaren der Niere ausgeschieden, für die sie normalerweise undurchlässig sind. Als Folge der belastungsbedingten Durchblutungsstörung treten kleine Lecke in diesen Filterkapillaren auf, aus denen rote Blutkörperchen durchtreten können. Alle Faktoren, welche die Nieren durchblutung behindern, insbesondere die Einnahme von Entzündungshemmern und Schmerzmitteln, erhöhen das Risiko eines Blutverlustes durch die Niere. Die Prostata ist als Blutungsquelle nach Belastung ausserordentlich selten. Weitere seltene Ursachen sind Nierenerkrankungen und Geschwülste der Nieren sowie schwerwiegende Mangeldurchblutungen der Nierenpapillen, die unter grossem Blutverlust absterben können (sog. Papillennekrosen). Obgleich selten, gilt es diese Erkrankungen natürlich auszuschliessen, was durch einen Nierenspezialisten (Nephrologen) erfolgen sollte. Die Abklärung umfasst die genaue Untersuchung des Urins vor und nach einem Lauf auf die Natur der Zellen, Eiweissgehalt und anderen Substanzen, eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und allenfalls auch ein Kontrastmittelröntgen der Harnwege. Blutverluste aus Nieren und Blase lassen sich verringern bzw. vermeiden, indem man einerseits die Blase unmittelbar vor einem Lauf nicht entleert und vor wie auch während Langstreckenläufen regelmässig und ausreichend trinkt. Anekdotisch soll das Trinken von Bier die Häufigkeit von Blutverlusten im Urin verringern. Die Einnahme von Schmerzmittel und Entzündungshemmern, wie sie bei Volksläufen leider immer wieder praktiziert wird, ist zum Schutz von Nieren und Darmschleimhaut absolut zu unterlassen.


Blutverlust im Darm

Mittels Darmspiegelung konnten bei Langstreckenläufern belastungsinduzierte Blutverluste durch kleinste Verletzungen der Darmschleimhaut nachgewiesen werden. Dieser Blutverlust im Darm wird weiter verstärkt, wenn der Sportler als Schmerzmittel einen der unzähligen, frei erhältlichen Entzündungshemmer einnimmt.

Auch hier gilt es bei Wiederholung, Beschwerden oder starker Blutung den Arzt zu konsultieren.

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